Hast Du etwas Spannendes beobachtet?
Sende uns ein Bild oder Video! Bild hochladen
Dienstag, 6. Juni 2023
Sende uns ein Bild oder Video! Bild hochladen
Was würdest du wählen? Von einem Hai gefressen zu werden oder von einem Hochhaus zu springen? Neugierige kleine Augen blicken mich fragend an. Die grossen Fragen kommen von den Kleinen. Was wäre wenn ... Auf die Selbstbestimmung von Tod und... weiterlesen
NETFLIX:Manifest – das grosse Serienfinale Während des Flugs 828 von Jamaika nach New York City treten heftige Turbulenzen auf. Das Passagierflugzeug kann letztlich landen, doch die Passagiere erfahren, dass offenbar seit ihrem Abflug fünf... weiterlesen
Die junge Regiseurin Yarince Sanchez... Bild: Jan Gubser
Um ein Haar hätte kein Publikum je den Kurzfilm «No hay vuelta atrás» gesehen. Dabei hat eine junge Regisseurin ein erstaunliches Werk geschaffen.
Film Wir sehen einen kurzen Kurzfilm. Er vermittelt starke Gefühle. Inhaltlich handelt das kleine Werk von der Trennung eines kleinen Kindes von seiner Mutter. Der Kurzfilm ist streng ästhetisch gehalten. Wir sehen einen sorgfältig beleuchteten Frauenkörper vor schwarzem Hintergrund, hören eine Stimme, die zu jedem Szenenbild ein Wort oder einen kurzen Satz spricht, auf Spanisch. Der ganze im Off gesprochene Text gleicht einem Gedicht. Der Titel des Films ist einer Szene entnommen: «No hay vuelta atrás» – Es gibt keine Rückkehr. Für Yarince Sanchez ist der Film ein Sprung vorwärts. Sie ist die Regisseurin.
Um den Film vorzuführen, schickt Sanchez einen Link, mit dem Passwort Bewerbung. In der Tat diente der Kurzfilm Sanchez dazu, sich an der Hochschule der Künste in Zürich (ZHdK) für ein Studium zu bewerben. Sie wurde abgelehnt, zwei Mal. Die Plätze in der Filmklasse der ZHdK sind so beschränkt, dass es neben Können viel Glück braucht, um aufgenommen zu werden. Erstaunlich allerdings ist, dass «No hay vuelta atrás» der allererste Film von Sanchez ist. Auf die Frage nach dem Filmstudio, wo Sanchez den Kurzfilm gedreht hat, antwortet sie: «In meiner Küche. Ich habe einen schwarzen Molton benutzt und die Protagonistin davor gefilmt. Später habe ich den schwarzen Hintergrund nachbearbeitet.»
Von der Kunstschule abgelehnt, den Film nur für eine Jury gedreht, mit viel Herzblut und auf eigene Kosten, das war ein Tiefpunkt für Sanchez. «Ich habe den Kurzfilm trotzdem bei den Schweizer Jugendfilmtagen eingereicht, einfach so.» Diesmal hatte sie, fast zu ihrer Überraschung, Erfolg. Am fünftägigen Festival in Zürich sah das Publikum Yarinces Film am Samstagabend, zur besten Vorführzeit im Kino Abaton 3. «Die meisten Filme dauerten zwanzig oder mehr Minuten, meiner nur drei. Glück hatte Sanchez auch mit der Schule. Inzwischen studiert sie Film an der F+F, der Schule für Kunst und Design in Zürich. Sanchez wohnt mit ihrem Partner und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter auch nicht mehr in Wil bei Rafz, wo ihr Kurzfilm entstanden ist, sondern in Winterthur-Töss.
Im Hintergrund von «No hay vuelta atrás» steht eine traurige Geschichte. Yarince Sanchez ist die Tochter bolivianischer Eltern, die sich in der Schweiz kennengelernt haben. Eine Freundin hatte weniger Glück. Sie wurde in Bolivien geboren, zur Adoption freigegeben und ist in der Schweiz aufgewachsen, ohne je ihre Eltern kennenzulernen. «Die Texte im Film habe ich dem Tagebuch dieser Freundin entnommen», sagt Sanchez. Dieses Hintergrundwissen verstärkt die Aussage des Kurzfilms. Es ist aber durchaus entbehrlich, um ihn zu geniessen. Das Publikum versteht so oder anders, worum es geht. Es sieht je nachdem im Film eine Geburt oder sogar zu frühe Geburt versinnbildlicht.
«Das Düstere in der Welt interessiert mich», sagt Sanchez. Aus dieser Welt möchte die junge Filmerin dem Publikum Emotionen vermitteln. Sie fühlt sich von Tabuthemen wie Depression angezogen. Als nächstes steht für sie jedoch ein Dokumentarfilm auf dem Programm ihres Studiengangs an der F+F. Das Thema war ihr sofort klar: Pole Dance, Tanz und Akrobatik an der Metallstange. Ballett, Jazztanz und eben Pole Dance begleiten das Leben der Regisseurin. Mit diesem Wissen erscheint ihr Kurzfilm nochmals in einem anderen Licht. Die Bewegungen und Gesten der Protagonistin im Film weisen klar darauf hin, dass die Regisseurin selbst einen intensiven Bezug zur Körperlichkeit hat. In der Mitte des Films tanzt die Hauptfigur in vollem Tageslicht in einem bolivianischen Gewand. «Sie tanzt einen Tinku, einen Tanz, der den Kampf um das Leben darstellt.» Bei aller Trauer: Die Verlassene will leben. ⋌
Christian Felix
Die junge Regiseurin Yarince Sanchez... Bild: Jan Gubser
Um ein Haar hätte kein Publikum je den Kurzfilm «No hay vuelta atrás» gesehen. Dabei hat eine junge Regisseurin ein erstaunliches Werk geschaffen.
Film Wir sehen einen kurzen Kurzfilm. Er vermittelt starke Gefühle. Inhaltlich handelt das kleine Werk von der Trennung eines kleinen Kindes von seiner Mutter. Der Kurzfilm ist streng ästhetisch gehalten. Wir sehen einen sorgfältig beleuchteten Frauenkörper vor schwarzem Hintergrund, hören eine Stimme, die zu jedem Szenenbild ein Wort oder einen kurzen Satz spricht, auf Spanisch. Der ganze im Off gesprochene Text gleicht einem Gedicht. Der Titel des Films ist einer Szene entnommen: «No hay vuelta atrás» – Es gibt keine Rückkehr. Für Yarince Sanchez ist der Film ein Sprung vorwärts. Sie ist die Regisseurin.
Um den Film vorzuführen, schickt Sanchez einen Link, mit dem Passwort Bewerbung. In der Tat diente der Kurzfilm Sanchez dazu, sich an der Hochschule der Künste in Zürich (ZHdK) für ein Studium zu bewerben. Sie wurde abgelehnt, zwei Mal. Die Plätze in der Filmklasse der ZHdK sind so beschränkt, dass es neben Können viel Glück braucht, um aufgenommen zu werden. Erstaunlich allerdings ist, dass «No hay vuelta atrás» der allererste Film von Sanchez ist. Auf die Frage nach dem Filmstudio, wo Sanchez den Kurzfilm gedreht hat, antwortet sie: «In meiner Küche. Ich habe einen schwarzen Molton benutzt und die Protagonistin davor gefilmt. Später habe ich den schwarzen Hintergrund nachbearbeitet.»
Von der Kunstschule abgelehnt, den Film nur für eine Jury gedreht, mit viel Herzblut und auf eigene Kosten, das war ein Tiefpunkt für Sanchez. «Ich habe den Kurzfilm trotzdem bei den Schweizer Jugendfilmtagen eingereicht, einfach so.» Diesmal hatte sie, fast zu ihrer Überraschung, Erfolg. Am fünftägigen Festival in Zürich sah das Publikum Yarinces Film am Samstagabend, zur besten Vorführzeit im Kino Abaton 3. «Die meisten Filme dauerten zwanzig oder mehr Minuten, meiner nur drei. Glück hatte Sanchez auch mit der Schule. Inzwischen studiert sie Film an der F+F, der Schule für Kunst und Design in Zürich. Sanchez wohnt mit ihrem Partner und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter auch nicht mehr in Wil bei Rafz, wo ihr Kurzfilm entstanden ist, sondern in Winterthur-Töss.
Im Hintergrund von «No hay vuelta atrás» steht eine traurige Geschichte. Yarince Sanchez ist die Tochter bolivianischer Eltern, die sich in der Schweiz kennengelernt haben. Eine Freundin hatte weniger Glück. Sie wurde in Bolivien geboren, zur Adoption freigegeben und ist in der Schweiz aufgewachsen, ohne je ihre Eltern kennenzulernen. «Die Texte im Film habe ich dem Tagebuch dieser Freundin entnommen», sagt Sanchez. Dieses Hintergrundwissen verstärkt die Aussage des Kurzfilms. Es ist aber durchaus entbehrlich, um ihn zu geniessen. Das Publikum versteht so oder anders, worum es geht. Es sieht je nachdem im Film eine Geburt oder sogar zu frühe Geburt versinnbildlicht.
«Das Düstere in der Welt interessiert mich», sagt Sanchez. Aus dieser Welt möchte die junge Filmerin dem Publikum Emotionen vermitteln. Sie fühlt sich von Tabuthemen wie Depression angezogen. Als nächstes steht für sie jedoch ein Dokumentarfilm auf dem Programm ihres Studiengangs an der F+F. Das Thema war ihr sofort klar: Pole Dance, Tanz und Akrobatik an der Metallstange. Ballett, Jazztanz und eben Pole Dance begleiten das Leben der Regisseurin. Mit diesem Wissen erscheint ihr Kurzfilm nochmals in einem anderen Licht. Die Bewegungen und Gesten der Protagonistin im Film weisen klar darauf hin, dass die Regisseurin selbst einen intensiven Bezug zur Körperlichkeit hat. In der Mitte des Films tanzt die Hauptfigur in vollem Tageslicht in einem bolivianischen Gewand. «Sie tanzt einen Tinku, einen Tanz, der den Kampf um das Leben darstellt.» Bei aller Trauer: Die Verlassene will leben. ⋌
Christian Felix
Lade Fotos..