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Montag, 8. August 2022
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Bei vielen Menschen dauert es nicht mehr lange, bis die Sommerferien anstehen. Zeit, den Alltag hinter sich zu lassen und mal richtig abzuschalten. Auch ich habe zwei Wochen Sommerferien und freue mich schon darauf, mich etwas von der... weiterlesen
DISNEY+:«Bob’s Burger – der Film» Die Familie Belcher aus der Adult-Cartoon-Serie «Bob’s Burger» hat hierzulande zwar nie den Kultstatus der Simpons oder der Griffins aus «Family Guy» erreicht. Trotzdem gibt es weltweit dermassen viele Fans,... weiterlesen
Ein guter Freund von mir ist Türke. Der Türke spricht fliessend serbisch. Er kann so gut serbisch, weil er eine Faszination für die serbische Kultur hat. Am zweiten Geburtstag meines Sohnes hat besagter Türke inmitten Serben serbischen.. weiterlesen
Konditorei
Konditoreien mit Erfrischungsraum prägten das städtischeLeben lange. Sie gehörten zum Alltag vor allem bürgerlicher Frauen auch in Winterthur.
Stadtleben Ein Bild aus der Café-Confiserie Bosshard aus dem Jahr 1946. Seit 1909 befand sich das Lokal an der Stadthausstrasse, unweit des Bahnhofs. Der Innenraum wirkt neu, wurde vielleicht eigens für die Übergabe des Geschäfts von Vater Albert an Sohn Ernst im selben Jahr umgestaltet. Der Stil entspricht der konservativen Moderne, wird aber gebrochen durch putzige Lämpchen und einen rüscheligen Vorhang. Nichts soll daran erinnern, was draussen vor sich geht: Eben ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, der ganze Länder in Europa in den Abgrund gerissen hat.
Es sind keine gute Zeiten für Konditoreien. Weil vielerorts die Lieferketten zusammengebrochen sind, müssen die Schweizer Behörden die Lebensmittelrationierung nach Kriegsende zunächst verschärfen. Noch lange nach dem Mai 1945 gibt es kaum Butter, frische Eier oder Zucker. Den Mangel kompensieren dann die 1950er-Jahre mit ihren Buttercremetorten. Jenes Jahrzehnt ist die süsse Zeit der Café-Confiserien. «In einer kleinen Konditorei ...», singt Vico Torriani 1956, und meint jene Erfrischungsräume, in denen man die Confiserie-Waren aus dem Laden verspeisen kann. Mancherorts kommen die schwarz gekleideten und weiss geschürzten «Serviertöchter» mit einem Pâtisserie-Wägelchen am Tisch vorbei.
Die Café-Confiserie ist der Treffpunkt der Damen, die in der Stadt «Kommissionen» machen, sprich Einkäufe und Erledigungen. Manche Gepflogenheiten in den Cafés und überhaupt in der Damenwelt kommen uns heute fremd vor. Für eine Frau ab einem gewissen Stand ist es unschicklich, in einem Wirtshaus zu verkehren oder auch nur allein auf einer Parkbank zu sitzen. Es gibt für sie kaum Möglichkeiten, sich in der Stadt auszuruhen. Im Café oder auch im Tea-Room können sich Frauen erholen und sich fernab von Männerohren mit Freundinnen austauschen. Nicht nur Persönliches, nicht nur die Qualität der Pâtisserie, sondern auch Politisches besprechen die Damen, die bis 1971 nicht mal wählen dürfen.
Die Café-Confiserie Bosshard geht 1994 in die Hand der dritten Generation über. Elf Jahre später schliesst der Betrieb mangels Nachfolge. Die sittsamen Damen-Kundinnen sind längst weggestorben und mit ihnen die empfindsamen Zungen, die edle Pâtisserie von Industrieware zu unterscheiden wissen.
Christian Felix
Konditorei
Konditoreien mit Erfrischungsraum prägten das städtischeLeben lange. Sie gehörten zum Alltag vor allem bürgerlicher Frauen auch in Winterthur.
Stadtleben Ein Bild aus der Café-Confiserie Bosshard aus dem Jahr 1946. Seit 1909 befand sich das Lokal an der Stadthausstrasse, unweit des Bahnhofs. Der Innenraum wirkt neu, wurde vielleicht eigens für die Übergabe des Geschäfts von Vater Albert an Sohn Ernst im selben Jahr umgestaltet. Der Stil entspricht der konservativen Moderne, wird aber gebrochen durch putzige Lämpchen und einen rüscheligen Vorhang. Nichts soll daran erinnern, was draussen vor sich geht: Eben ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, der ganze Länder in Europa in den Abgrund gerissen hat.
Es sind keine gute Zeiten für Konditoreien. Weil vielerorts die Lieferketten zusammengebrochen sind, müssen die Schweizer Behörden die Lebensmittelrationierung nach Kriegsende zunächst verschärfen. Noch lange nach dem Mai 1945 gibt es kaum Butter, frische Eier oder Zucker. Den Mangel kompensieren dann die 1950er-Jahre mit ihren Buttercremetorten. Jenes Jahrzehnt ist die süsse Zeit der Café-Confiserien. «In einer kleinen Konditorei ...», singt Vico Torriani 1956, und meint jene Erfrischungsräume, in denen man die Confiserie-Waren aus dem Laden verspeisen kann. Mancherorts kommen die schwarz gekleideten und weiss geschürzten «Serviertöchter» mit einem Pâtisserie-Wägelchen am Tisch vorbei.
Die Café-Confiserie ist der Treffpunkt der Damen, die in der Stadt «Kommissionen» machen, sprich Einkäufe und Erledigungen. Manche Gepflogenheiten in den Cafés und überhaupt in der Damenwelt kommen uns heute fremd vor. Für eine Frau ab einem gewissen Stand ist es unschicklich, in einem Wirtshaus zu verkehren oder auch nur allein auf einer Parkbank zu sitzen. Es gibt für sie kaum Möglichkeiten, sich in der Stadt auszuruhen. Im Café oder auch im Tea-Room können sich Frauen erholen und sich fernab von Männerohren mit Freundinnen austauschen. Nicht nur Persönliches, nicht nur die Qualität der Pâtisserie, sondern auch Politisches besprechen die Damen, die bis 1971 nicht mal wählen dürfen.
Die Café-Confiserie Bosshard geht 1994 in die Hand der dritten Generation über. Elf Jahre später schliesst der Betrieb mangels Nachfolge. Die sittsamen Damen-Kundinnen sind längst weggestorben und mit ihnen die empfindsamen Zungen, die edle Pâtisserie von Industrieware zu unterscheiden wissen.
Christian Felix
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